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DEUTSCHES MUSEUM FÜR KUNST IN HANDEL UND GEWERBE

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Dokument aus dem Karl Ernst Osthaus-Archiv


KEO-Archiv A 1983a/10 (ms)

Jahresbericht des Deutschen Museums für Kunst in Handel und Gewerbe von 1910/11


 

BERICHT DES

DEUTSCHEN MUSEUMS

FÜR KUNST IN HANDEL UND GEWERBE

HAGEN i. W.

RECHNUNGSJAHR 1910/1911

Das Jahr 1911 hat dem Museum einen schweren Verlust gebracht. Am 20. Februar starb sein Erster Assistent, Herr August Kuth, auf dessen rege Mitarbeit die schnelle Entwicklung der Anstalt hauptsächlich beruhte. Mit reichen Talenten ausgestattet, hat er den ganzen Idealismus seiner 23 Jahre an die Aufgaben des Museums gesetzt. Sein Andenken wird uns unvergeßlich sein. An die Stelle des Verstorbenen trat Herr Fritz Meyer-Schönbrunn, der seit Januar 1911 als Geschäftsleiter der Verlagsabteilung dem Museum angehörte.

Nachdem die beiden ersten Verwaltungsjahre die Bedeutung der Anstalt für die allgemeine Ausbreitung künstlerischer Interessen und die Pflege des öffentlichen Geschmacks erwiesen hatten, mußte die Verwaltung darauf bedacht sein, die Verselbstständigung der Anstalt auch in finanzieller Beziehung vorzubereiten. Als geeigneter Weg erschien die Gründung eines eingetragenen Vereins, der das Museum aus der bisherigen Privatverwaltung übernehmen soll. Die Satzungen sind ausgearbeitet und die Anmeldung des Vereins ist bewirkt worden. Zu seinen nächsten Aufgaben gehört neben einer ausreichenden Finanzierung des Betriebes die Errichtung eines eigenen Hauses. Denn wenn das Museum Folkwang nach wie vor bereit ist, den Bestand des Deutschen Museums in seinen Räumen zu beherbergen, so macht doch das stetige Wachstum der Sammlung die baldige Errichtung eines eigenen Hauses zur dringenden Notwendigkeit. Ein überaus schön gelegener Bauplatz im Zentrum einer neuen Gartenvorstadt ist schon heute zu günstigen Bedingungen gesichert.

Die im Vorjahre angelegten Sammlungen von Drucksachen, Textilien und Tapeten sind im vergangenen Jahre durch Ankäufe und Zuwendungen aus den Kreisen des Deutschen Werkbundes wesentlich vermehrt worden. Es dürften jetzt etwa 10000 Drucksachen, 600 Textilien und Tapeten u.a.m. vorhanden sein. Aus mehreren Ausstellungen des Museums wurden zur Anlegung der weiteren Abteilungen keramische Gegenstände, Werke der Glasmalerei und der Mosaiktechnik, sowie Gläser und Metallarbeiten erworben, sodaß für die Wanderausstellungen des nächsten Winters bereits ein reichhaltiges Material zur Verfügung steht.

AUSSTELLUNGSZENTRALE

Es haben in der Zeit vom April 1910 bis April 1911 20 Ausstellungen stattgefunden, über die die anhängende Tabelle Rechenschaft gibt. In fast allen Fällen erregten die Ausstellungen großes Interesse. Sie wurden in der Presse günstig besprochen. Die Besuchsziffern haben sich oft im vierstelligen Zahlen bewegt. In manchen Orten, u.a. in Berlin, wurden von der örtlichen Leitung unter Mitwirkung des Museums Vorträge und Führungen veranstaltet, die sich ebenfalls großen Zuspruchs erfreuten. Außer den Wanderausstellungen unterhält das Museum permanente Ausstellungen in den Handelshochschulen Berlin, Köln und Mannheims. Die günstige Entwicklung auf das kaufmännische Leben trat besonders in den Anfragen zu Tage, die im Anschluß an die Ausstellungen zahlreich bei der Vermittlungsstelle einliefen.

DIE PHOTOGRAPHIEN- U. DIAPOSITIV-ZENTRALE

ist im vergangenen Jahre durch Vertrag mit Herrn Dr. Stoedtner endgültig organisiert worden. An Ausstellungen wurden in großer Vollständigkeit aufgenommen: Die Brüsseler Weltausstellung, die Abteilung für Kunst in Handel und Gewerbe in der Sonderbund-Ausstellung zu Düsseldorf 1910, die Städtebauausstellungen in Berlin und Düsseldorf, die Industriebauten-Ausstellung des Deutschen Werkbundes und die Dänische Ausstellung im Berliner Kunstgewerbe-Museum. Für den kommenden Winter ist eine Zusammenstellung von Diapositiven in Aussicht genommen, die zu Vortagszwecken ausgeliehen werden sollen; insbesondere werden Serien von modernen Bauten, Wohnhäusern, Industriebauten, Warenhäusern, Läden, Schaufenstern, künstlerischer Reklame, Inneneinrichtungen, Möbeln, sämtlichen Zweigen des Kunstgewerbes sowie Serien besonderer Künstler zusammengestellt.

DIE VERLAGSABTEILUNG

ist Ende 1910 durch Vertrag mit der Verlagsfirma F. W. Ruhfus in Dortmund gegründet worden. Sie hat als erste Arbeit die Herausgabe von Monographien deutscher Reklame-Künstler in Angriff genommen. Das erste Heft von F. H. Ehmke liegt fertig vor. Im Druck befinden sich Hefte über Lucian Bernhard (Berlin) und Julius Klinger (Berlin). Es sind weiter in Aussicht genommen: Abelen, Behrens, Belwe, Christophe, Czeschka, Cissarz, Diez, Erdt, Gipkens, Groß, Gruner, Hertwig, Hoffmann, Hohlwein, Kleukens, Keune, Löffler, Mofer, Niemeyer, Neu, Riemerschmid, Scheurich, Schneidler, Tiemann, Uzarski, Weiß u.a.m.

DIE VERMITTLUNGSSTELLE

wird in steigendem Maße in Anspruch genommen. Sie hatte fast täglich Gelegenheit, in Dingen künstlerischer Reklame und künstlerischer Veredelung gewerblicher Erzeugnisse Ratschläge zu erteilen, die zu einer ersprießlichen Mitwirkung künstlerischer Kräfte bei der Warenerzeugung geführt haben. Vielfach konnte die Vermittlungsstelle auch Einfluß auf die Gestaltung von Bauwerken und Schaufenstern üben. Sie hat so bei der Organisation von Schaufenster-Wettbewerben mitgewirkt und Wettbewerbe zur Erlangung künstlerischer Entwürfe organisiert.

HAGEN i. WESTF.

DEN 1. MAI 1911

DAS DEUTSCHE MUSEUM

FÜR KUNST IN HANDEL UND GEWERBE

KARL ERNST OSTHAUS