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DEUTSCHES MUSEUM FÜR KUNST IN HANDEL UND GEWERBE

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Dokument aus dem Karl Ernst Osthaus-Archiv


KEO-Archiv A 1983a (ms)

Gutachten über die Tätigkeit des Deutschen Museums für Kunst in Handel und Gewerbe (1911)


 

Das Deutsche Museum für Kunst in Handel und Gewerbe, das in Verbindung mit dem Deutschen Werkbunde vom Museum Folkwang in Hagen gegründet worden ist, ist eine der wichtigsten Einrichtungen in der Propaganda für deutsche Qualitätsarbeit wie für den Qualitätsgedanken überhaupt. Die Bestrebungen des Deutschen Werkbundes, über deren Bedeutung heute noch ein Urteil abzugeben sich wohl erübrigt, könnte m. E. der Unterstützung des Deutschen Museums nicht entraten. Es ist auf das lebhafteste zu bedauern, daß dieser Unterstützung aus Mangel an finanziellen Mitteln nicht ein noch größerer Nachdruck gegeben werden kann. Sollte das Museum durch das Ausbleiben finanzieller Hilfsmittel gezwungen werden, seine Tätigkeit einzustellen, dann würde das im Interesse unserer kulturellen Entwicklung äußerst zu beklagen sein, denn es bliebe dann eine Arbeit ungetan, deren wirtschaftliche Bedeutung ihrer sozialen Bedeutung gleichkommt. Es würde besonders zu beklagen sein, weil diese Arbeit zurzeit mit einer Hingabe an den großen Gedanken und mit einem Verständnis für ihre Ziele und Voraussetzungen geleistet wird, deren sich soziale Institutionen von solcher Bedeutung nicht immer zu erfreuen haben. Jeder, der in kulturellem Fortschritt des deutschen Volkes und in seiner wirtschaftlichen Vormachtstellung Aufgaben anerkennt, an denen mit aller Energie gearbeitet werden muß, wird nach seinen Kräften auch dafür eintreten müssen, daß das Deutsche Museum an seiner Stelle leistet, wozu es berufen ist.

Prof. Dr. H. ALBRECHT,

Geschäftsführer der Zentralstelle für Volkswohlfahrt, Berlin.

 

Das von Herrn Ernst Osthaus in Hagen gegründete Deutsche Museum für Kunst in Handel und Gewerbe bezweckt eine Förderung deutschen künstlerischen Schaffens, das jedem Berufszweige zum Nutzen gereichen kann. Es sieht seine Aufgabe nicht darin, Galeriekunst zu vermehren, sondern hilft durch die Eigenart seines Programms zu einem Umsetzen geistiger Arbeit in wirtschaftliche Werte, ein Ziel, das nichts anderes ist, als den Wohlstand des Einzelnen wie der Nation zu erhöhen. Es kann einem Lande nicht gleichgültig sein, ob es nur über eine gute technische und kaufmännische Schulung verfügt, oder eine eigene Geschmackskultur besitzt, in deren Dienst diese Eigenschaften stehen, um dadurch eine herrschende Stellung auf dem Weltmarkt einzunehmen, Gerade wegen seiner wirtschaftlichen Bedeutung, die das Deutsche Museum für Kunst in Handel und Gewerbe neben seiner ästhetischen hat, sollte ihm zum mindesten die gleiche Anerkennung zuteil werden, wie sie andere Galerien und Museen genießen.

Prof. PETER BEHRENS, Berlin-Neubabelsberg.

 

Angesichts der dem Museum drohenden Gefahr (dem pekuniären Zusammenbruch) kommt mir die segensreiche Wirkung seiner Tätigkeit so recht zu Bewußtsein. Es wäre beschämend und deprimierend für uns Deutsche, wenn sich die Erkenntnis nicht rechtzeitig Bahn brechen würde, von welcher Bedeutung die Förderung und der weitere Ausbau solcher Institute für die Nation ist.

LUCIAN BERNHARD, Berlin.

 

Ich halte diese Institut für eines der wichtigsten Hilfsmittel, das Ideal der Qualitätsarbeit in Deutschland zu verbreiten. Die Ausstellungen, die Sie im Land herumschicken, müssen notwendig erzieherisch wirken; die Wahl, die Sie bei den einzelnen Dingen trafen, ist geeignet gleichmäßig die Hersteller, wie die Vertreiber und die Verbraucher zu interessieren, zu erwecken und zu begeistern. Wer viel in Deutschland herumkommt, weiß, welche Unkenntnis noch allenthalben über das große Problem der Wirtschaftsästhetik herrscht. Das Erbe der Manchesterzeit ist noch nicht vergessen. Da wirkt das Vorbild vollkommener Arbeitsleistung als soziale Wohltat. Denn die Qualitätsarbeit bedeutet den Qualitätsarbeiter. Der Qualitätsarbeiter aber ist ein Mensch von höherer Gesittung und geklärter Einsicht. Die Propaganda des Deutschen Museums ist solange notwendig, als Deutschland die höchsten Qualitäten seiner Waren noch importieren muß. Ich wünsche die besten Erfolge.

ROBERT BREUER, Berlin-Wilmersdorf.

 

Das Deutsche Museum für Kunst in Handel und Gewerbe in Hagen i. W. hat als erstes die neuzeitlichen Gedanken und Bestrebungen, die auf die Umwertung aller künstlerischer Ausdrucksformen gerichtet waren, in ihren einzelnen und verstreuten Äußerungen zusammengefaßt zu einem bei voller Einheitlichkeit vielfältigen und achtungsgebietenden Gesamtbild. In zielsicherer Arbeit hat es dem deutschen Westen und in weiterer Folge auch den übrigen Gauen erst einen erschöpfenden Einblick in die, im letzten Jahrzehnt von den Künstlern geleistete Arbeit gegeben, und wesentlich dazu beigetragen, dieser Arbeit statt der bislang bewiesenen, gehässigen Belächelung und skeptischen Duldung die gebührende Achtung der Menge und die Förderung der maßgebenden Stellen zu verschaffen.

Bei der kurzen Zeit seines Bestehens ist der rasche Erfolg des Museums nur ermöglicht worden durch die beispiellose Arbeit eines Einzelnen, der seine Persönlichkeit und Mittel im Dienst einer großen Idee nicht schonte und dem dafür der Dank und die Hilfe der Nation gebührt.

Prof. F. H. EHMCKE, München.

 

Die Bestrebungen des Deutschen Museums für Kunst in Handel und Gewerbe haben bereits sehr erfreuliche Erfolge gezeitigt. Besonders haben die vorzüglich vorbereiteten Wanderausstellungen höchst anregend gewirkt. Im Interesse eines wichtigen, für unsere nationale Entwicklung sehr bedeutsamen Gebietes unserer Volkswirtschaft verdienen die Bestrebungen des Deutschen Museums nach meiner Überzeugung die nachhaltigste Förderung nicht bloß durch die Gewerbetreibenden selbst, sondern vor allem auch durch alle amtlichen Organe der Staats-, Provinzial- und Kommunal-Verwaltung.

Dr. HERMANN EHRENBERG,

Ordentl. Professor der Kunstgeschichte

an der Universität Münster.

 

Den Männern, die den deutschen Werkbund geschaffen, seinen Aufbau bewerkstelligt und seine Aufgabe verallgemeinert haben, darf man für eine der schönsten und nützlichsten Kulturtaten dankbar sein. Das Leitmotiv des Werkbundes: Durchgeistigung jeglicher Arbeit, ist wie kein anderes geeignet, unsere handwerkliche und industrielle Produktion neuen Laren anzuführen. Mit der Hebung der Arbeit zur Qualitätsarbeit steigt der Einzelmensch. Also auch soziale Erwägungen machen uns den Werkbund teuer. Staat und Gesellschaft haben gewichtige Ursache, solches Streben weitestgehend zu fördern, denn jede Entwicklung zu Besserem und Höherem stärkt auch das Staatsganze, nach jeder Richtung, auch nach der der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit.

Vielleicht das beste Hilfsmittel zur Ausbreitung der Bestrebungen des deutschen Werkbundes sind seine Ausstellungen.

Nicht jedermann vermag aus Gelesenem oder Gehörtem seinem Auge klare Bilder vorzuführen. Da bietet die Ausstellung, die Vorführung sichtbarer Befehle, ein unersetzbares Mittel. Das an einen Ort gebundene Museum vermag sicher einen bestimmten Kreis zu beeinflussen, über ein umschriebenes Gebiet hinaus ist die Wirkung aber nur spärlich. Hier setzt der große Wert der Wanderausstellungen ein. Das Hagener Deutsche Museum für Kunst in Handel und Gewerbe pflegt diesen Tätigkeitszweig mit deutlich erkennbarem Erfolge. Dreiundzwanzig verschiedene Ausstellungen, deren jede einzelne eine geschlossene vollständige Gruppe umfaßt, konnten innerhalb weniger Jahre 140 mal in den verschiedenen Städten veranstaltet werden. Welche Fülle von Anstrengungen mag von diesen Darbietungen im kleinen und großen schon ausgegangen sein? Wer vermag den ziffernmäßigen Nutzen aller Wanderausstellungen dieses Museums festzustellen?

Die Erwägung, daß es bis jetzt nur wenige sind, die den Geldaufwand für die großen Erfordernisse dieses Wirkens bestritten haben, gibt jedoch zu denken.

Ich habe deshalb den lebhaften Wunsch: Fänden sich doch bald andauernde Quellen, aus denen jene finanziellen Mittel fließen, die zur Erhaltung dieses Kulturwerkes unerläßlich sind. Der Nutzen dieser Aufwendung wird für Industrie, Handel und Gewerbe ein segenbringender, vielfacher und steigender sein.

AUGUST EINSPINNER, Graz,

Österr. Landtags- und Reichsratsabgeordneter.

 

Gern will ich Ihnen sagen, daß ich Ihre gemeinnützige Unternehmungen als einer guten und überaus wichtigen Sache – der Verbreitung von "Qualitätsarbeit" gut deutscher Herkunft – förderlich ansehe. Soweit ich Ihre Wanderausstellungen gesehen habe, schienen sie mir sehr wohl geeignet, namentlich in Kreisen, die außerhalb künstlerischer Berührungspunkte stehen, den Segen gediegener und geschmackvoller Arbeit zu verbreiten. Sofern sich diese Veranstaltungen von dogmatischer Einseitigkeit fernhalten, werden sich mannigfaltige Anregungen bringen können.

Prof. Dr. GRAUL, Leipzig,

Direktor des Grassi-Museums.

 

Ich habe von dem Organisationsplan und der Auswahl der leitenden Persönlichkeiten den günstigsten Eindruck und glaube, daß ein Unternehmen wie dieses im Interesse von Industrie und Handel zu Leistungen berufen ist, die sich ohne Subventionen in würdiger Weise nicht durchführen lassen.

Dr. JASTROW, Berlin-Charlottenburg,

Professor an der Handelshochschule Berlin.

 

Das Deutsche Museum für Kunst in Handel und Gewerbe zu Hagen i.W., welches das Museum Folkwang in Gemeinschaft mit dem Deutschen Werkbund ins Leben gerufen hat, ist nach meiner Meinung eine sehr wertvolle Einrichtung für die Hebung des Geschmackes in der Produktion. Ich glaube nicht, daß es die Produzenten unbedingt nötig haben, um so unentbehrlicher aber ist es für die Erziehung der Konsumenten. Erst wenn die Konsumenten durch die mannigfachen Ausstellungen, welche dieses Museum veranstaltet, in ihrem Geschmack erzogen werden, werden die Produzenten für ihre Qualitätsarbeit auch den nötigen Markt finden. So wie heute die Verhältnisse liegen, ist es für die bestgesinnten Produzenten oft unmöglich, für gute Qualitätsware entsprechenden Absatz zu finden.

Oberstudienrat Dr. GEORG KERSCHENSTEINER, M.d.R.,

München.

 

Ich stehe nicht an zu behaupten, daß das Deutsche Museum überall da, wo sein Dasein sich bemerkbar macht, praktisch segensreich gewirkt; ja, daß seine Bestrebungen überhaupt nicht mehr ohne Schaden für das deutsche Wirtschaftsleben eingestellt werden könnten.

Je mehr der Einzelne von Qualitätsware umgeben ist, oder je mehr er mit ihr zu tun hat, desto mehr veredelt sich sein Geschmack. Er gelangt zuletzt dazu, minderwertige Dinge überhaupt nicht mehr annehmbar zu finden: die Anschauung, daß die Billigkeit der Ware alles, die Qualität so gut wie nichts bedeute, wird allmählich begraben. Der Erfolg ist ein durchaus realer. Die qualitätslose Ware verschwindet in Deutschland immer mehr, denn niemand kann sie ertragen, der dauernd mit Qualitätsware zu tun hat.

Steigen so die Qualitätsanforderungen des Arbeitenden, so wird ihm andererseits auch die Möglichkeit zu einer erhöhten Lebenshaltung gegeben. Denn für die Bearbeitung von Qualitätswaren, die mehr Können und persönliche Anteilnahme erfordert, dann auch ein bedeutend höherer Lohn gegeben, können bedeutend bessere Arbeitsbedingungen geboten werden, als für die Bearbeitung von Schundware, deren Billigkeit die Gewährung von guten Löhnen einfach nicht zuläßt.

Das Deutsche Museum erzielt durch seine Bestrebungen nicht nur künstlerische Erfolge. Es schafft mittelbar etwas weit Besseres, und das in den weitesten Kreisen: Veredelung der Geschmacks-Kultur, bessere Lebensbedingungen und Luft und Liebe zur Arbeit. Das Deutsche Museum bedeute so, wie es ist, für Deutschland eine Notwendigkeit.

JULIUS KLINGER, Berlin.

 

Das k.k. Österreichische Museum für Kunst und Industrie in Wien, welches seit 50 Jahren das Verständnis für alte Kunst und Gegenwartskunst im Handwerke zu vertiefen und zu verbreiten und die künstlerische und wirtschaftliche Hebung der heimischen kunsthandwerklichen Produktion mit allen Mitteln zu fördern trachtet, verfolgt mit größtem Interesse die verwandten Bestrebungen des deutschen Museums für Kunst in Handel und Gewerbe. Die Erfolge des Hagener Museums, dessen Leitung großzügig, klug und energisch zu Werke geht, sind offensichtlich. Die Fortschritte Deutschlands in der Wiedergewinnung der Edelarbeit und in der Erkenntnis ihrer ethischen, sozialpolitischen und national-ökonomischen Bedeutung sind vor allem diesem einzigartigen Institute zu danken. Seine Erhaltung und Ausgestaltung ist eine Lebensfrage für das reichsdeutsche Kunsthandwerk.

Direktor des k.k. Österr. Museums für Kunst und Industrie:

Dr. E. LEISCHING.

 

Die im Deutschen Museum für Kunst in Handel und Gewerbe in Hagen unter der Direktion von Herrn Karl Ernst Osthaus bisher geleistet Arbeit verdient die wärmste Förderung. Es wäre tief bedauerlich, wenn Herr Osthaus wegen Mangel an Mitteln seine bisher so segensreiche Tätigkeit aufgeben müßte.

Geh. Regierungsrat Dr. Ing. HERMANN MUTHESIUS,

Nikolassee.

 

Ich halte das Bestehen des Museums für so außerordentlich wichtig, daß nicht genug Mittel aufgewendet werden können, um dieser weit voraussehenden Gründung, die durchaus nicht nur künstlerischen oder industriellen Unternehmen zugute kommt, die größte Entfaltungsmöglichkeit zu sichern. Die deutschen Regierungen, Städte, Behörden, Verbände usw. sollten das größte Interesse an diesem Vorbild deutscher Kulturarbeit beweisen, dessen Früchte so zeitig überall sich zeigen. Eine finanzielle Unterstützung dieser Zentrale zur Förderung bester deutscher Arbeit halte ich für viel wichtiger als die häufigen staatlichen oder behördlichen Beihilfen zu Kunst-, Gewerbe- oder Industrie-Ausstellungen, da hier unter Führung eines opferfreudigen, idealen Leiters wie Herrn Osthaus und unter Mitarbeit des Deutschen Werkbundes mit Bienenfleiß und mit einem großartigen Organistionsgeschick eine Arbeit geleistet wird, die nicht allein auf diesen Schultern ruhen darf und die wenigstens nach der finanziellen Seite hin von Staat und Behörden gestützt werden sollte.

Prof. ADELBERT NIEMEYER, München.

 

Auf Ihren Wunsch erkläre ich Ihnen gern, daß ich es für einen nicht leicht ersetzbaren Verlust betrachten würde, wenn wirklich die durch das Deutsche Museum organisierte Zentralisierung aus Mangel an Mitteln geschmälert oder gar ganz aufgehoben würde. Ihre rationellen und künstlerischen Bestrebungen sind aller Interessen wert, und ich kann mir kaum denken, daß sich die berufenen Behörden und Körperschaften ihnen verschließen werden.

JULIUS MEIER-GRÄFE, Nikolassee-Berlin.

 

Es ist gar keine Frage, daß in einem Lande mit alter Kultur und verhältnismäßig nicht ausdehnbaren natürlichen Hilfskräften die Frage der Qualität der Produktion in ganz anderer Weise im Vordergrund stehen muß, wie in neuen Ländern, deren unfertige soziale Organisation die Massenfabrikation zur Notwendigkeit macht. Ich hoffe, daß ich im Laufe der Zeit Gelegenheit finden werde, Ihr Museum zu besichtigen. Erst dann werde ich mir ein eigenes Urteil über Ihre Bestrebungen bilden können, gegenüber denen ich heute aus der Ferne meine Sympathie zum Ausdruck bringen kann.

Der Direktor der Handelshochschule München:

Prof. Dr. MORITZ BONN.

 

Das "Deutsche Museum für Kunst in Handel und Gewerbe" hat in den letzten Monaten eine Ausstellung von Erzeugnissen des neuen deutschen Kunstgewerbes durch die Vereinigten Staaten von Nord-Amerika wandern lassen. Unter den Kritiken, die über dieses Unternehmen in englisch-amerikanischen Zeitungen und Zeitschriften erschienen sind, ist mir eine besonders aufgefallen. Es heißt darin, daß es schwer sei, ein Adjektivum zu finden, um die einander widersprechenden Eindrücke, welche die Ausstellung hervorrufe, zusammenzufassen; aber ein Adjektivum gebe es, das ihren Gesamtcharakter treffend bezeichne: The exhibit is very, d. h. wie der Zusammenhang ergibt: Die Ausstellung ist stark, stark im Schönen und Gesunden und stark in dem, was dem Kritiker häßlich oder verrückt erscheint, jedenfalls ist sie stark. Ich glaube, wir können uns über dieses Urteil nur freuen. Es zeugt von Respekt vor dem ernsten Wollen und der künstlerischen Kraft, die in der Ausstellung zutage trat. Das "Deutsche Museum" aber kann es sich als ein Verdienst anrechnen, daß es durch seine Wanderausstellungen die Achtung vor der Stärke unseres künstlerischen Schaffens in Handwerk und Industrie weit über die Grenzen der Heimat hinaus wirkt und verbreitet. Indem es zugleich die schaffenden Kreise selbst anregt und fördert, bildet es eine Stärke unseres Kunstgewerbes, die zu erhalten und zu kräftigen wir alle Ursache haben.

Geh. Regierungsrat L. PALLAT,

Kultusministerium Berlin.

 

Das Genie einiger deutscher Künstler in Österreich und im Deutschen Reiche hat auf der Grundlage des völkischen Selbstbewußtseins, des Verständnisses der Zeit, der Qualität und des Materials die moderne deutsche Kunst geschaffen. Die Theorie hat die Leistungen dieser Männer dem großen Publikum zu erklären und dadurch näher zu bringen versucht. Der steigende Wohlstand und damit die Hebung des Lebensstandards, besonders im deutschen Reiche, ermöglicht es den Käufern, ähnlich wie seit Jahrzehnten in England, dem Bedürfnisse nach Qualität auch tatsächlich Rechnung tragen zu können. Das Deutsche Museum hat nun als wichtiger Bundesgenosse deutscher Gelehrsamkeit und speziell der Ästhetik die praktisch und auch idealistisch wichtige Aufgabe übernommen durch seine Wanderausstellungen dem deutschen Publikum zu zeigen, was deutsche Kunst und deutsches Kunstgewerbe in Nord und Süd Mustergültiges geschaffen und was nach Ansicht derer, welche sich auf die Kritik verstehen und die guten Produkte schätzen und lieben, für die Bildung des Geschmackes als richtunggebend erachten. Unsere neue deutsche Kunst, unser Kunstgewerbe, ja unser ganzes Schaffen soll doch nicht, wie in früheren Zeiten, nur die Verschönerin des Lebens der durch Reichtum und Stand ausgezeichneten obersten fünf Tausend sein, sondern soll die Erzeugnisse im Vollbewußtsein der kulturellen Leistungsfähigkeit, ja der kulturellen Führerschaft des deutschen Volkes und seiner unerschöpflichen Neugestaltungskraft allmählich den weitesten Massen des Volkes zur Verfügung stellen. Im weiteren Verfolge soll dies aber bei allen in der Kulturentwicklung mit ihm Hand in Hand gehenden Völkern, also auch z. B. bei den österreichischen Slaven der Fall sein. In diesem Sinne dient also das deutsche Museum der Festigung der Anschauungen über moderne Kunst und modernes Schaffen in jeglicher Form, es dient der Veredlung der Arbeit, der praktischen Aufklärung hinsichtlich des Stilempfindens und der Qualitätsidee bei unseren Volksgenossen durch Ralliierung der fortschrittlichen Elemente von der Ostsee bis zur Adria; das Museum dient demnach der deutschen Kultur und dem kulturellen Selbstbewußtseins des Deutschtums überhaupt.

Dr. E. PISTOR,

Sekretär der Handels- und Gewerbekammer

für Österreich u./o. Enns.

 

Ich würde es auf das lebhafteste beklagen, wenn das Deutsche Museum für Kunst in Handel und Gewerbe seine Tätigkeit einstellen würde. Der Verlust wäre, auch aus nationalen Gründen, für das Elsaß besonders groß. Unser Publikum ist ganz an die überlieferten künstlerischen Ausdrucksformen des 18. Jahrhunderts gewöhnt. Es verhält sich gegen alles Neuartige gleichgültig, ja sogar feindselig. Das Deutsche Museum für Kunst in Handel und Gewerbe hat es durch das Material, das es leihweise durch seine Wanderausstellungen bot, uns möglich gemacht, diesem Publikum eine Vorstellung von dem zu vermitteln, was im Bereiche der deutschen Kultur an lebendigen Kräften heranwächst. Wir haben Abbildungen neuzeitlicher Industriebauten in großem Maßstabe, wir haben moderne Arten der Kunstverglasung und des Mosaiks, wir haben auch moderne Schriftsätze in großer Auswahl und ebenso die Verfahrensweisen der künstlerischen Reproduktionen in Wanderausstellungen, die uns das Hagener Museum geliehen hatte, zeigen können. Das große und so ungemein wichtige Gebiet der kaufmännischen Drucksache ist mit Hilfe des sehr umfassenden Materials, das von dem Deutschen Museum für Kunst in Handel und Gewerbe gesammelt worden ist, in glänzender Weise zur Anschauung gebracht worden. Durch die Bereitstellung derartigen Materials, das aus dem künstlerischen Leben der Gegenwart geschöpft ist, erweist das Hagener Museum gerade den kleineren und außerhalb des lebendigen Kunstbetriebs gelegenen Museen einen sehr großen Dienst. Es erspart ihnen unendlich viel Arbeit und Geldaufwand. Es leistet durch seine vorzüglich ausgebildete Organisation in vollkommener Weise, was z. B. von einem Museum wie dem Straßburger mit gleichem Aufwand an Arbeit doch nur in unvollkommenerer Weise geleistet werden könnte. Deshalb wäre es höchst beklagenswert, wenn das Museum für Kunst in Handel und Gewerbe verschwinden würde. Es würde eine Lücke im deutschen Kulturleben zurücklassen, die schließlich doch wieder durch irgendeine aus öffentlichen Mitteln zu schaffende Organisation ausgefüllt werden müßte. Deshalb scheint es mir in jedem Sinne zweckmäßiger, das einmal mit soviel Idealismus, mit soviel Arbeit und Geldaufwand geschaffene, mit öffentlichen Mitteln zu entwickeln und auszubauen.

Prof. Dr. ERNST POLACZEK, Straßburg,

Direktor des Hohenlohe-Museums.

 

Ich freue mich darüber, daß Sie mir Gelegenheit geben, auch meinerseits an ihren außerordentlichen, verdienstvollen Bestrebungen, wenn auch auf bescheidenste Weise teilzunehmen. Gerade nachdem ich die Arbeiten des Münchener Bundes und der Münchener Vermittlungsstelle für angewandte Kunst ziemlich genau kenne und weiß, daß es eine vollständige Unmöglichkeit ist, irgendeine Form zu finden, mit der sich eine solche Arbeit wie das Deutsche Museum selbst bezahlt macht und nachdem ich weiß, wie notwendig und wertvoll sie für Deutschlands Ansehen und Reichtum werden wird, glaube ich, daß es nicht zuviel gesagt ist, daß es Pflicht der Allgemeinheit ist, die Einzelnen, die Zeit und Arbeit dieser wichtigen Sache widmen, aufs Nachdrücklichste mit Geldmitteln zu unterstützen, ohne die eine solche Arbeit möglich ist. Ich bin sehr gerne bereit, Auskunft über die Erfahrungen im Münchener Bund zu geben und bitte, wenn dies erwünscht ist, höflichst um Nachricht.

Professor RICHARD RIEMERSCHMIED,

Direktor der K. Kunstgewerbeschule, München.

 

Unter den Bemühungen, die in Deutschland den "Kampf um die Form" durchzuhalten suchen, ist mir die Ihrige immer als eine der best fundierten erschienen. Sie haben in einer Gegend, die aussichtslos genannt wurde, eine Sammlung von Qualitätsstücken zusammengebracht und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, die nicht nur an Eigenart, sondern auch an absoluten Werte die meisten historischen Sammlungen ähnlicher Art übertrifft. Sie glaubten mit Recht, mitten in ein Industriegebiet herein gehen zu sollen, dessen Gesamtkomplex größer als Berlin ist oder doch bald werden wird. Damit ist eine moralische Energie gebunden, die sich auch volkswirtschaftlich bald ausdrücken muß. Denn es kann kein Zweifel sein, daß Deutschland darauf angewiesen ist, in der Qualitätsfrage am Weltmarkt zu siegen, soll es die Konkurrenz mit Ländern bestehen, deren natürlicher Besitz an Rohstoffen größer ist, deren Arbeitsbedingungen, sowohl was Geld wie natürliche Geschicklichkeit betrifft, günstigere sind. Seit mehr als 20 Jahren arbeitet sich eine neue deutsche Form heraus. Wir haben die Kinderkrankheiten hinter uns; die Furcht vor Lesefrüchten und alter Historie ist auf ihr vernünftiges Maß eingegrenzt. Kriegsrufe, wie Materialstil, Materialechtheit, Surrogathaß, haben ihre Wirkung getan und sind heute nicht mehr richtunggebend. Die Meinung, daß wir absolut brechen und ab ovo neu anfangen sollten, haben heute nur noch Wenige. Was uns Deutschen fehlt, ist der natürliche Sinn für Geschmack und Harmonie, für die Wirklichkeit einer Erscheinung. Sie, verehrter Herr, haben, gegenüber den Theoretikern und Eigenbrödlern, immer auf den Wert der alten Kunst hingewiesen, die uns keine Vorbilder, aber den Maßstab dafür liefert, was absolute Kraft und Qualität und persönliches Selbstleben hat. Deshalb habe ich immer Ihre Tätigkeit mit höchstem Respekt und ehrlichster Bewunderung verfolgt, ganz abgesehen von allen persönlichen Opfern, zu denen Sie sich bereit fanden. Der Missionsberuf, den Ihr Museum noch mehr als die historischen Museen hat, muß von den maßgebenden Organisationen und Stellen ganz anders geschätzt werden als bisher. Wir alle, die wir uns alle Ihre Schuldner fühlen, wünschen das von Herzen.

Prof. Dr. PAUL SCHUBRING,

Technische Hochschule Berlin-Charlottenburg.

 

Die Unternehmungen, welche das Deutsche Museum für Kunst in Handel und Gewerbe in Hagen i. W. seit 1909 in zielbewußter und umfassender Arbeit zur Hebung des Qualitätsgefühls und der Qualitätsarbeit ins Werk gesetzt hat, scheinen mir nicht nur ästhetisch, sondern auch wirtschaftlich von großer und allgemeiner Bedeutung zu sein.

Auf dem Gebiete der Technik haben die Deutschen längst erkannt, daß ihre wirtschaftliche Stellung auf dem Weltmarkt von ihrer Qualitätsarbeit abhängt, auf dem Gebiete künstlerischen Tuns beginnt dies Bewußtsein erst zu tragen.

Es bedarf einer unablässigen Pionierarbeit, um dieses Bewußtsein nicht wieder einschlafen zu lassen, wo es erwacht ist und um es zu wecken, wo es noch schläft.

Hierzu ist die Tätigkeit, wie sie das deutsche Museum in Hagen unternommen hat, von hoher Wichtigkeit. Alle in Betracht kommenden Stellen sollten es werktätig unterstützen.

Prof. FRITZ SCHUMACHER,

Baudirektor der Stadt Hamburg.

 

Die Bedeutung des Deutschen Museums für Kunst in Handel und Gewerbe liegt meiner Meinung nach in Folgendem: Einmal ist es die einzige Stätte, an der systematisch und unter wissenschaftlichen Gesichtspunkten die Dokumente der großen Stilbewegung auf dem Gebiete der angewandten Kunst gesammelt werden. Für den Kunst- und Kulturhistoriker des 19. und 20. Jahrhunderts wird hier ein unentbehrliches und unvergleichliches Material zusammengetragen. Schon allein deshalb ist das Fortbestehen des Museums aufs dringendste zu wünschen. Zweitens: Das Deutsche Museum hat neben seiner wissenschaftlichen Bedeutung eine eminent praktische. Seine Wanderausstellungen, die Musterkollektionen deutscher Arbeiten nicht nur im Inlande, sondern auch im Auslande vorführen, sind ein hervorragendes Propagandamittel für deutschen Geschmack und deutsche Kunst. Von diesem Gesichtspunkt aus verdient das Museum auch das Interesse und die Unterstützung der Politiker, Volkswirtschaftler und der Staatsbehörden. Alles in allem: Das Deutsche Museum erfüllt eine Aufgabe, die von keiner Seite sonst in Angriff genommen wird, aber von unbestreitbarer Bedeutung für unsere künstlerische Kultur ist.

Universitätsprofessor W. WAETZHOLDT, Halle.

 

Die deutsche Industrie ist, wie sich durch eine wissenschaftliche Untersuchung ihrer Standortsbedingungen nachweisen läßt, als Weltproduktion im wesentlichen arbeitsorientiert. Das heißt heute nicht mehr, daß ihre internationale Position von billiger, sondern bei dem zunehmenden Nachrücken unentwickelter Völker mit niedriger gelohnten Arbeitskräften in der Industrietätigkeit, daß sie täglich mehr von überlegener Arbeit abhängt, daß sie qualitätsbestimmt ist. Jede bessere Qualität der Arbeit fordert höhere Löhne, wie höhere Löhne wieder die Qualität der Leistungen steigern. Wer demnach die Qualitätsbestimmtheit unserer Industrie verstärkt, tut, international betrachtet, etwas Wirksames für den Schutz der deutschen Arbeit und, sozial angesehen, etwas Wichtiges für die Hebung unserer Lebenshaltung.

Die Qualitätsbestimmtheit unserer Industrie kann man nun durch nichts so wirksam fördern als durch die Einführung künstlerischen Formsinns in die Produktion. Denn die sonstigen Elemente der Qualität-Materialechtheit, Angepaßtheit, Haltbarkeit und andere gleichfalls wichtige sind international und viel leichter übertragbar als die des Geschmackes. Diese sind, minimal entwickelt, weitaus am unverrückbarsten fixiert, und ganze Industrien, wie die französische, können auf ihnen ruhen, weitgehend unempfindlich gegen fremden Protektionismus und fremde Industrieentfaltung.

Das Deutsche Museum für Kunst in Handel und Gewerbe, Hagen i. W., will alle "auf Veredelung der deutschen Arbeit" gerichteten Bestrebungen pflegen und veranstaltet dazu eine große Anzahl im wesentlichen auf Einbürgerung künstlerischen Formsinns durch Anschauung und Vorbild gerichtete Unternehmungen. Die Bedeutung und sachliche Wirksamkeit derartiger Ausstellungen usw. steht außer Frage, denn die Tendenz und Fähigkeit des Übergangs zu den Formwerten, die propagiert werden, ist vorhanden. Sie bedeuten auch keine Verteuerung der Produktion, ja vielfach durch Beseitigung des Überflüssigen sogar umgekehrt Verbilligung. Man kannte sie bisher nur nicht. Ihre Verbreitung in der Produktion, der sonach nichts im Wege steht und die hier angestrebt wird, würde nach dem Gesagten nicht nur eine Verschönerung unseres Lebens, sondern ein Beitrag zu unserer nationalen Zukunftssicherung sein. Es wäre demnach auf das dringendste zu wünschen, daß diese fruchtbaren Bestrebungen des Museums die energische Förderung und Unterstützung der Behörden fänden, indem man doch bedenken möge, daß auch der kleinste Anstoß, der auf dem Weg der Qualitätsverbesserung getan wird, verstärkend auf die vorhandene Gesamttendenz zurückwirkt; denn jede Erhöhung des Allgemeingeschmackes verstärkt die Leistungsfähigkeit des deutschen Arbeiters für die Weltproduktion und jede Erhöhung seiner Lebenshaltung durch mehr gelohnte Qualitätsarbeit, vermehrt auf der anderen Seite die Aufnahmefähigkeit des inneren Marktes für Qualitätsprodukte und festigt so durch Hinzufügung der inneren Qualitätsbestimmtheit der deutschen Industrie zu der äußeren der Gesamtbewegung. Man sollte dies aufopfernde Handeln unterstützen, das von Hagen ausgeht.

Universitätsprofessor ALFRED WEBER, Heidelberg.

 

Ich kann die Bestrebungen des Deutschen Museums in jeder Beziehung nur billigen und unterstützen. Es läßt sich nicht bestreiten, daß die Absicht, die Zukunft des deutschen Gewerbes auf den Qualitätsgedanken zu stützen, in den gewerblichen Kreisen selbst und auch im Handwerk überall Zustimmung gefunden hat. Im Handwerk selbst hat der Qualitätsgedanke immer fortgelebt, er konnte aber in den letzten 30 Jahren nicht ausreichende Geltung behalten, weil die Massenfabrikation den Geschmack der Käufer verdarb und ihnen den Glauben beibrachte, als seien Echtheit des Materials und durchdachte Form überwundene und unmoderne Dinge. Das Handwerk hat sich unter diesen Einflüssen leider dazu verstehen müssen, teils fertige Fabrikware zu verkaufen oder zu reparieren, teils sogar eine besondere Technik zu erfinden und zu erlernen, wodurch unechtes Material als echt vorgetäuscht werden soll. Dennoch haben alle Handwerke, gestützt auch durch ihre gesetzlichen Korporationen, getreu an dem Gedanken festgehalten, daß nur Gediegenheit der Form und des Materials auf die Dauer Geltung behalten dürfen, und so ist es gelungen, in allen Zweigen des Handwerks, also z. B. in der Holz-, Metall-, Nahrungs- und Bekleidungsbranche, ferner in den graphischen, in den Installations- und Baugewerben Qualitätsarbeiter zu erhalten. Diesen Qualitätsgewerben und Handwerken fehlt es bisher an hinreichender Beachtung und Beschäftigung. Sie müssen daher alles freudig begrüßen, was ihren Zielen entspricht und gerecht werden will.

Diese Absicht vertritt zweifellos in erster Linie das Deutsche Museum, das nicht nur in Deutschland, sondern auch im Auslande mit zäher Geduld und unbeugsamer Hoffnung die Erziehung zur Anerkennung guter Qualitätsarbeit betreibt. Es handelt sich dabei nicht eigentlich um technische Fragen, die von den deutschen Gewerben selbst ausreichend gelöst werden können, sondern um die viel schwierigere Aufgabe, den Geschmack der Käufermassen von Grund auf umzubilden. Ist es doch im Handwerkerkreisen nur zu bekannt, daß sogar die geistig gebildeten Schichten unseres Vaterlandes in Kleidung, Wohnung oft jedes guten Geschmackes entbehren oder geneigt sind, ganz gedankenlos nur den Preis oder der Reklame als für den Kauf bestimmend anzusehen. Es handelt sich aber weiter darum, der Öffentlichkeit darzulegen, daß auch der sogenannte "kleine" Mann modernen Qualitätsansprüchen genügen kann, daß also nicht nur die Fabrik und das Massengeschäft Berücksichtigung verdienen.

Die Durchsetzung der Qualitätsindustrie, an der Handwerk und Fabrik in gleicher Weise beteiligt sind, liegt also ebenso auf geistigem wie auf technischem Gebiet. Deshalb ist es hoch erfreulich, wenn dem Handwerker und Fabrikanten Einrichtungen zur Seite treten, die nicht nur die Qualitätsware, sondern auch die darin liegenden Gedanken in die breiteste Öffentlichkeit tragen. Wie schwer es ist, den Gewerbetreibenden als wesentlichen Faktor jeder Volkskultur betrachten zu lassen, davon wissen die Handwerkskammern und Innungen ein Lied zu singen.

Möchte daher das Deutsche Museum bei den Regierungen, Parlamenten und Berufskorporationen dauernde und kräftige Unterstützung finden und möchten die für die deutsche Volkswirtschaft maßgebenden Stellen klar erkennen, daß das Museum einen wichtigen Ausgangspunkt für die zukünftige Stellung Deutschlands in dem schweren gewerblichen Wettkampf der Kulturnation bildet.

Dr. WIENBECK,

Sekretär der Handelskammer Hannover.

 

Auf Ihre Zuschrift vom 15. Juli ds. Js. erwidere ich Ihnen ergebenst, daß ich die Bestrebungen des Deutschen Museums für Kunst in Handel und Gewerbe aus den von Ihnen näher dargelegten Gründen aufs wärmste unterstützen möchte, und daß namentlich auch zu wünschen ist, daß die Leistungen des Museums im Interesse der Sicherung eines dauernden Erfolges auf eine bessere finanzielle Grundlage gestellt werden. Ich glaube allerdings, daß zur Erzielung eines vollen Erfolges erstrebt werden muß, in den einzelnen Städten als Mittelpunkten des gewerblichen, kaufmännischen und künstlerischen Lebens nicht nur auf dem Wege von Ausstellungen und dergleichen durch gute Beispiele zu wirken, sondern auch die beteiligten Kreise zu wirksamer Mitarbeit, zu eigenem Schaffen im Sinne Ihrer Bestrebungen anzuregen. Es muß den Kaufleuten und Gewerbetreibenden, namentlich auch den Handwerkern, die Überzeugung beigebracht werden, daß in ihnen die Kraft ruht, selbst Gutes zu schaffen; denn nur dann, wenn sie nicht bloß als die Empfangenden, sondern auch als die Gebenden erscheinen, werden sie gern und freudig mitarbeiten. Diese Hemmnisse müssen überwunden werden durch unausgesetzte persönliche Fühlungnahme, durch Zuspruch und Zerstreuung von Irrtümern und Vorurteilen, durch Anerkennung des Geleisteten bei strenger Vermeidung des Autoritäten-Wesens. Mehr als bisher muß deshalb auch an die vorhandenen, wenn auch minderwertigen Leistungen angeknüpft werden, und gezeigt werden, warum sie zu beanstanden sind. Ich denke hierbei sowohl an die Handwerkerkreise als auch an die Großindustriellen. Ich schätze darum die Leistungen des Ausstellungswesens und namentlich auch des Museums für Kunst in Handel und Gewerbe nicht minder hoch ein, dessen Tätigkeit innerhalb der gesamten Bestrebungen im Sinne der Qualitätsveredelung vielmehr alle Unterstützung verdient.

Prof. Dr. WIRMINGHAUS,

Syndikus der Handelskammer, Köln a. Rh.

 

Das Ausstellungswesen, ganz gleich welchen Typs es sei, will die Produkte des Gewerbefleißes vorteilhaft zeigen und absetzen und genießt dementsprechend die wichtigste Förderung durch die Gewerbetreibenden aller Art in Handel und Gewerbe. Sie alle sind Interessenten; sehen oder brauchen doch nur zu sehen die Schaustellung ihrer Erzeugnisse oder ihrer "Branche" unter den alleinigen Gesichtspunkt der Absatzförderung. Das kann die schädlichsten Folgen für den Abnehmer haben, auch wo es sich durchaus nicht um bloße Winkelausstellungen handelt.

Die Öffentlichkeit ist an der Behebung solcher möglichen, erwarteten oder eingetretenen Mißstände stark interessiert.

Es ist ein großes Verdienst des Deutschen Museums in Hagen, in diesem Sinne schon zu einer Zeit helfend eingegriffen zu haben, wo die Gefahren der bisherigen Schaustellungen gewerblicher Produkte in ihrem großen Umfange allgemein noch nicht erkannt waren.

Im Geiste z.B. des Germanischen Museums in Nürnberg gedacht, aber nicht für die Gegenwartsarbeit bestimmt, ist es, scheint mir berufen, um frei von bloßen Produzenten- oder Händlerinteressen auf Grund vorsichtiger Prüfung der Qualität der Ware (ihrem Material, ihrer Formgebung und Brauchbarkeit sowie ihrem Preise), dem Konsumenten das Beste der gewerblichen Produktion als gewerbliche Leistung und als Handelsware zu zeigen.

Der volkswirtschaftliche Wert solcher Bestrebungen ist nicht hoch genug zu veranschlagen. Ganz abgesehen davon, daß die Absatzförderung dem Produzenten (als Arbeitgeber und Arbeitnehmer) und dem Handel dient, kann der Konsument besser einkaufen, als wenn er allein auf sich gestellt ist. Der behördliche Schutz der guten Ausstellung, die öffentliche Kontrolle der ausgestellten Produkte durch die Jury und das große Publikum fördern den gesunden Anreiz zum Kaufen auf solchem Boden.

Wir haben in Deutschland eine sehr große Zahl von Museumsausstellungen für Objekte vergangenen Fleißes; die Kunst- und Kunstgewerbemuseen und die rein historischen Museen treten und in mehr oder minder vollendeter Ausgestaltung überall entgegen; aber die Gegenwartsarbeit findet nur eine seltene Hilfe in den Museen. Wir sind auf diesem Wege zu einer Unterschätzung unserer eigenen gewerblichen Produkte gelangt (und schauen deshalb zu sehr nach dem Ausland); wir haben aber aus dieser Unterschätzung heraus auch tatsächlich oft eine Produktionsverschlechterung festzustellen ("billig und schlecht"). Wenn verhindert werden soll, daß das kaufende Publikum noch mehr nach dem Auslande schaut und noch mehr schlecht bedient wird als das gegenwärtig der Fall ist, muß die Gewerbeförderung mit allen Mitteln aufgenommen werden.

So manches ist in den letzten Jahren geschehen; aber zum positiven Anschauungsunterricht der Produkte des Gewerbefleißes und Waren des Handels, wie ihn das Hagener Museum betreibt, gehört eine breite Basis von Förderungsbestrebungen.

Ich stelle dem Museum drei Hauptaufgaben, von denen es zwei meines Wissens schon intensiv pflegt:

1. es muß sein eine ständige Museumsausstellung von ausgewählten Produkten und Waren deutscher Erzeugung;

2. es muß sein eine Zentralstelle für Wanderausstellungen aus obigen Beständen;

3. es muß haben eine ständig wechselnde und zu ergänzende Verkaufsausstellung jurierter Erzeugnisse.

Fast scheint es mir, daß ein privates Unternehmen, wie es das Museum bisher ist, diesen Aufgaben auf die Dauer nicht gewachsen sein kann; es müßte wohl auf eine mehr öffentliche Unterlage gestellt werden, sei es durch Schaffung eines großen Hilfsvereins, sei es durch staatliche Unterstützung.

Die großen Aufgaben, die dem Museum gestellt sind, erheischen vielleicht entschieden eine solche Verbreiterung seiner Fundamentierung. Der Nationalökonom würde auf jeden Fall es dankbar begrüßen können, wenn in dieser Richtung ein neuer Weg sich zeigte; denn es würden gefördert: die Qualitätsproduktion, die Bildung des Kaufmanns, die Bildung des Käufers; und es würden mehr als bisher beachtet werden die Produktionsbedingungen und die Konsumentenbedürfnisse, und das alles unter Hebung des Absatzes, Verbesserung der Löhne und Verbesserung der allgemeinen Bedarfsbefriedigungen.

HELLMUTH WOLFF,

Direktor des statistischen Amtes,

Privatdozent an der Universität, Halle.