Kunst im öffentlichen Raum in Hagen

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Künstlerverzeichnis

Straßenverzeichnis

Ewald Mataré

geb. 1887 in Aachen, gest. 1965 in Büderich

1905 Studium der Bildhauerei in Aachen, 1907-14 Studium an der Akademie der Bildenden Künste in Berlin, 1914 Schüler bei Lovis Corinth, 1915 Meisterschüler bei Arthur Kampf, 1918 Mitglied der revolutionären Künstlergemeinschaft "Novembergruppe" in Berlin, 1920 erste Holzschnitte, 1922 Beginn der freiplastischen Arbeit, 1923 am Bauhaus in Weimar, 1928 erscheint Matarés Schrift "Ein Wort über Plastik", 1932 Berufung an die Staatliche Kunstakademie Düsseldorf, 1933 Entlassung von der Düsseldorfer Kunstakademie durch die Nationalsozialisten, 1934 Abbruch des Ehrenmals "Der tote Krieger" in Kleve durch die Nazis, 1935-43 kirchliche Aufträge, 1945 Rückberufung an die Düsseldorfer Kunstakademie, 1957 Einstellung der Lehrtätigkeit.

Matarés Werk ist nicht von der Hektik des Tages geprägt; es sucht bewußt die Nähe des Beständigen sowohl in der Natur als auch im Dasein des Menschen. Die Gesichter seiner Holzschnitte sind von innerer Gelassenheit. Aber während das Figürliche in den Holzschnitten häufig nahezu vollständig aufgehoben wird, bleibt es in den Aquarellen immer gewahrt. Mataré ist ein Künstler, der sich mit seiner Vorstellungswelt zunächst im Umkreis von August Macke und Franz Marc bewegt. Aber er folgt auf Dauer weder der Expressivität noch der Ungegenständlichkeit. Ein wesentlicher Teil seiner künstlerischen Tätigkeit ist die Darstellung von Tieren, die manchmal bis zum Zeichen abstrahiert werden. In seinen letzten Lebensjahren hat er sich in erster Linie mit religiösen Themen befaßt und entwirft neben den Bronze-Türen für das Südportal des Kölner Doms auch die Türen der Weltfriedenskirche in Hiroshima.

Im Hagener Stadtraum ist Mataré mit zwei künstlerischen Arbeiten vertreten.

Mahnmal

1959

Kugel: 1,80 m Durchmesser

Sockel: 70 cm hoch, 5 m Durchmesser

Eisen

Hagen-Dahl, Dahler Str.

Vor der alten Dahler Kirche unter mächtigen alten Bäumen findet sich diese eindrucksvolle Arbeit von Mataré. Im Jahre 1958 gab die evangelische Kirchengemeinde in Dahl, das heute zu Hagen gehört, Mataré den Auftrag, ein Mahnmal für die Gefallenen des Zweiten Weltkrieges auszuführen. "Als Ausdruck der Katastrophe, die unsere ganze Erde erfaßt hat, wählte der Künstler eine Erdkugel, die durch einen breiten Riß, von dem weitere Risse ausgehen, bis über die Hälfte gespalten ist. Viel hätte nicht gefehlt, dann wäre sie in zwei Hälften zerfallen. Dann aber - und dies ist der neue, fruchtbare Gedanke - legte sich ein starkes, helfendes, heilendes Band um diese zum Untergang verurteilte Kugel; für das globale Leid ersteht der globale Trost mit einem Wort aus der Offenbarung Johannis: 'Siehe, ich mache alles neu!' Nicht aus­weglose Verlassenheit ist hier die letzte Botschaft; der Trost des Spruches wird dem Erschütterten zuteil; er darf hoffen!" (Herta Hesse-Frieling­haus, "Mataré in Hagen", S. 132.)

Brunnen

1964

Höhe 4 m, Durchmesser 10 m

Eisen und Beton

Friedrich-Ebert-Platz

"Auf einem großen, runden Steinsockel bauen sich in Eisenguß die vom Künstler und Auftraggeber gewollten aussagenden Elemente auf: Die vier Wasserspeier am Brunnenrand symbolisieren die vier Flüsse, die zur Stadt gehören und denen sie weitgehend Handel und Wandel verdankt, Ruhr, Lenne, Volme und Ennepe. Höher als diese Wasserspeier erhebt sich eine große Kaskade, deren herabfließendes, großen Broncearmen entströmendes Wasser die Trinkwasser spendende Hasper Talsperre symbolisiert. Aber nicht nur real will der Künstler sein Wirken mit dem Wasser gedeutet sehen, es soll auch in seinem Auf und Nieder Sinnbild des Auf und Ab im Leben der Menschen, des Kommens und Gehens, des Geborenwerdens und des Abschiednehmens sein. Der Künstler selbst hat Abschied genommen, noch ehe das Werk ganz vollendet war. Vermutlich suchte er damals noch nach einer Gestaltung der Außenseite unter der Kaskade im großen Rund. Einer seiner Schüler hat beim Aufbau hilfreich sein Wissen um des Meisters Wollen eingesetzt. Doch für die große Außenfläche wußte er auch keine schlüssige Gestaltung." (Herta Hesse-Frielinghaus, "Mataré in Hagen", S. 133.)

Literatur: Herta Hesse-Frielinghaus, "Mataré in Hagen", in: Hagener Heimatkalender 1982, Hagen 1981.