Kunst im öffentlichen Raum in Hagen

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I. Generelle Zielsetzungen und die Arbeitsweise der LANDSCHAFTSBAUHÜTTE©

Die LANDSCHAFTSBAUHÜTTE© wendet sich den Ressourcen Natur und Landschaft auf neue Weise zu. Sie ist der Versuch, das Grundprinzip der mittelalterlichen Dombauhütten für den Bereich der Landschaftsplanung und Landschaftsarchitektur fruchtbar zu machen. 

In den historischen Dombauhütten verbanden sich die Funktionen von Werkstatt, Planungsbüro und Akademie. Bauhütten waren nicht nur Produktionsstätten, sondern Strukturen, die den sozialen und professionellen Zusammenhalt einer Arbeitsgemeinschaft und die Weitergabe des im Arbeitsprozeß akkumulierten Wissens garantierten. Für die Arbeit der LANDSCHAFTSBAUHÜTTE© sind die Bauhütten vor allem aus zwei Gründen ein Vorbild; einmal, weil in ihnen eine Gemeinschaft von Spezialisten aus unterschiedlichen Berufsbereichen Hand in Hand an der Realisierung einer komplexen Aufgabe arbeitete; und zum anderen, weil man dies mit der Perspektive eines manchmal auf mehrere Generationen angelegten Prozesses tat, in dem zwar an einem Ziel, zum Beispiel der Errichtung einer Kirche, festgehalten wurde, doch technologische Entwicklungen und neue formale oder inhaltliche Vorstellungen aufgenommen und reflektiert werden konnten - und so Modifikationen mit Bezug auf das ursprünglich gesetzte Ziel ermöglicht wurden. 

Die LANDSCHAFTSBAUHÜTTE© ist ein Arbeitszusammenhang von zur Zeit etwa zwölf Personen aus unterschiedlichen Professionen - von Künstlern, Kunsthistorikern, Journalisten, Historikern, einem Architekten, einem Landschaftsplaner und einem Agrarwirt -, die sich auf einer gemeinsamen Basis bewegen: dem Denken im Sinne der ästhetischen Rationalität, bei dem vom Besonderen auf das Allgemeine geschlossen und das Ganze im Einzelnen zu bestimmen versucht wird. 

Die Arbeit der LANDSCHAFTSBAUHÜTTE© ist grundsätzlich immer auf ein bestimmtes, kleineres Gebiet fokussiert, das quer zu den üblichen, häufig von einzelnen Nutzungsinteressen bestimmten Betrachtungsweisen genau, jedoch ohne ein vordefiniertes Ziel abzustecken, untersucht wird. Die Untersuchungen der LANDSCHAFTSBAUHÜTTE© sind unterstellen sich nicht dem Zwang, machbare Ergebnisse hervorzubringen, sondern zielen zunächst nur auf eine möglichst vielschichtige und differenzierte Analyse, die in Form eines Gutachtens vorgelegt wird. Die LANDSCHAFTSBAUHÜTTE© nimmt dazu Kontakt zu allen relevanten Interessensgruppen, Planungsbehörden, Unternehmen, anderen Institutionen, aber auch Einzelpersonen im Untersuchungsgebiet auf, bewegt sich jedoch systematisch zwischen ihnen. Im zweiten Arbeitsschritts hat die LANDSCHAFTSBAUHÜTTE© zum Ziel, das Verständnis von Landschaft und Natur, Projektionen in sie und den tatsächlichen Umgang mit ihr bezogen auf das Untersuchungsgebiet durch unkonventionelle Beiträge zur Anschauung zu bringen und womöglich neu zu orientieren: Sie will eine neue Sicht auf anscheinend bestens Bekanntes eröffnen und den Blick für Unbeachtetes schärfen.

Wichtigste Instrumente der LANDSCHAFTSBAUHÜTTE© sind einerseits Recherchen in der Landschaft quer zu den üblichen Untersuchungsmethoden, Recherchen, bei denen die natürlichen und historischen Eigentümlichkeiten des Untersuchungsgebiets, seine spezifischen Begabungen wie Nutzungen und die Interessen seiner Bewohner wie Nutzer in ihrem Eigensinn eruiert und zur Darstellung gebracht werden. Andererseits wird die LANDSCHAFTSBAUHÜTTE© durch konstruktive Vorschläge tätig, die eigenständigen künstlerischen Charakter haben und Lösungen für bestehende Konflikte entwickeln und womöglich erproben. Solche Vorschläge, die immer den Charakter von etwas Drittem im Verhältnis zu z. B. schon vorhandenen Planungen haben sollten, richten sich dabei grundsätzlich an Planende wie Beplante und sollen so angelegt sein, daß sie allen wie immer Beteiligten eine gewisse Neuorientierung abfordern. Sie sind immer so angelegt, daß die vorhandenen Ressourcen besser oder neu aufgedeckte überhaupt genutzt werden können und Dritte sie sich zu eigen machen können, also wesentlich kommunikativer Natur. Die Arbeit der LANDSCHAFTSBAUHÜTTE© soll die Arbeit der Planungsbehörden und anderer Einrichtungen nicht ersetzen, sondern im Sinne einer teilnehmenden Recherche, Beobachtung und Beratung unterstützen und womöglich optimieren.

2. Leistung/Methode

a) Untersuchung des festgelegten Gebiets in einer Kombination künstlerisch-wissenschaftlicher Untersuchungsmethoden; diese Untersuchung umfaßt 

die Inventarisierung (Analysen, Recherchen und Beschreibungen) des Gebiets nach allen Regeln der Wissenschaft und Kunst bis in seine Mikrostrukturen;

Zusammentragen aller schon vorhandenen Daten, Pläne, Beschreibungen, Nutzungen unter Einbeziehung der entsprechenden Planer und Planungsbehörden bzw. der zuständigen Ämter auf kommunaler, regionaler und Landesebene;

Vergleich und 'Verrechnung' der verschiedenen Ansichten des Gebietes mit dem Ziel, ein alle Aspekte integrierendes, komplexes Bild zu entwickeln, das Grundlage für weitere Planungen und Maßnahmen werden kann. 

b) Erarbeitung von Vorschlägen zur Gestaltung und Nutzung des Gebiets;

c) Dokumentation der Arbeitsergebnisse in einem Gutachten 

Diese Arbeiten werden innerhalb von 8 Monaten nach Auftragserteilung erbracht und werden so angelegt, daß die unter 3. Optionen genannten Positionen ermöglicht werden. Für Art und Umfang des Gutachtens ist das für die Stadt Hagen - Kaisberg erarbeitete Gutachten eine Richtschnur. 

3. Optionen

Die LANDSCHAFTSBAUHÜTTE© erklärt sich bereit, in Anschluß an das Gutachten und auf seiner Grundlage

a) einen Auftrag für die Erarbeitung und Gestaltung einer temporären Ausstellung über das Untersuchungsgebiet auszuführen,

b) darauf aufbauend Vorschläge deren dauerhafte Einrichtung - auch in Teilen - zu entwickeln und zu gegebenenfalls realisieren.

Der Auftraggeber erklärt sich bereit, im Falle einer weiteren Bearbeitung des Gutachtens im Sinne von 3.a) und 3.b) die LANDSCHAFTSBAUHÜTTE© in entsprechende Beauftragungsverfahren einzubeziehen.

Mitglieder der LANDSCHAFTSBAUHÜTTE© sind zur Zeit:

Julia Dettmann, Hagen (Künstlerin)
Petra Ersahin, Hagen (Landschaftsplanerin)
Dr. Michael Fehr, Hagen (Projektleitung)
Erhard Freudenberger, Dortmund (Landwirt, agrarischer Gutachter)
Prof. Dr. Chup Friemert, Hamburg (Garten- und Landschaftsplaner)
Künstlergruppe finger, Frankfurt (Martin Brandt, Florian Haas, Martin Schmidl, Andreas Wolf)
Till Krause, Hamburg (Künstler)
Ira und Leandro Mazzoni, München (Wort- und Bildjournalisten)
Falk Wolf, Bonn (Kunsthistoriker)


Stand Juni 2001