FORMATIONEN DER UNMITTELBAREN RAUMSTÖRUNG
TEIL I. HULDIGUNG AN PARMIGIANINO, MOSEL & TSCHECHOW, MÜNCHEN 1992
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Formationen der unmittelbaren Raumstörung Teil 1 Formationen der unmittelbaren Raumstörung Teil 1

PORZNER: " Nach Gründung des Museums für Moderne Kunst München war es nicht mehr möglich als Künstler aufzutreten, "als" Künstler Ausstellungen zu machen.
Weil die Formulierung "In Zusammenarbeit mit dem ..." noch nicht gefunden war, wurden gewissermaßen "völlig" anonyme Ausstellungen gemacht.
Die Ausstellungsreihe (begrenzt auf vier) "Formationen der unmittelbaren Raumstörung I, II, III, IV" tritt in diese Lücke. Die auf den Einladungskarten erscheinenden Namen werden auf der linken Seite der Einladungskarte "Goya" in der Weserburg, Bremen noch einmal gesetzt. Diese Karte vereinigt die "anonyme", die "rein imaginäre" und die "real imaginäre" Explikation des Projektes MfMK."

KRITIK. ZEITGENÖSSISCHE KUNST IN MÜNCHEN. 1/92: Laut Ausstellungsankündigung sollten in der Galerie Mosel und Tschechow circa ein Dutzend marktetablierte Künstler wie Baselitz, Kiefer etc. ausgestellt werden. Zu sehen gab es bei der Eröffnung "Formationen der unmittelbaren Raumstörung. Teil I" jedoch nur ein einziges Werk: einen kleinen, mit einem üppig dekorierten barocken Holzrahmen versehenen Handspiegel. Sowohl Titel als auch Spiegel verweisen auf ein Gemälde des manieristischen Malers Francesco Mazzola, genannt Parmigianino (1503-1540): "Auf das auf einem runden Bildträger verzerrt dargestellte "Selbstbildnis aus dem Konvexspiegel", in dem Parmigianino durch Drehung der Proportionen zugunsten eines eleganten Linienflusses nicht nur die instabile Existenz des Porträtierten (und damit des Künstlers an sich) darstellt, sondern auch seinen Ruf als Wegbereiter des manieristischen Formenrepertoirs begründet. Es ist kein Zufall, daß der Urheber dieses kunstsinnigen Dada-Objektes ausgerechnet Parmigianino herbeizitiert, einen der Künstler (wenn nicht gar den wichtigsten überhaupt), den bereits Ernst Gombrich zu den Künstlern zählte, "die bewußt darauf aus waren, selbst auf Kosten der natürlichen Schönheit der alten Meisterwerke etwas Neues und Unerwartetes zu schaffen" und vielleicht die ersten 'modernen' Künstler waren". (Gabriele Czöppan: Formationen der unmittelbaren Raumstörung. Huldigung an Parmigianino, in: Kritik. Zeitgenössische Kunst in München, 1992, S. 39-42.)