Das Haus der
Schapituk
Svetlana Martinchik / Igor
Stepin: Madajk
MADAJK
Berichte über das Leben auf dem sechsten
Kontinent des Planeten HOMANA (Auszüge aus dem gleichnamigen
Buch)
Dieses Buch stellt eine Art erste
Enzyklopädie dar, in der Auskünfte über die Bevölkerung des Kontinents MADAJK
und der ihm anliegenden Inseln enthalten sind. MADAJK ist einer von sechs
Teilen des Festlandes auf dem Planet HOMANA. Über die anderen fünf Grossen
Länder von HOMANA wie die Kontinente MURBANGON, MARKATUN, UGAN, den Archipel
TIMANGI-BADU und die Inseln OSCHA hoffen wir in den nachfolgenden Ausgaben zu
erzählen. Dieses Buch erzählt über die Entstehung und Entwicklung aller
Zivilisationen auf MADAJK, über die Besonderheiten ihres historischen Weges
sowie über ihre materielle und geistige Kultur.
Unbekannte Wörter
Einige Wörter können in diesem Buch als unbekannt
erscheinen: sie sind in der Sprache MASANCHA, also der ältesten Sprache des
Planets HOMANA angeführt und haben in der Regel keine genau entsprechenden
Begriffe in allen europäischen Sprachen. Diese Wörter sind in einer auffallend
grossen Schrift gesetzt. Manchmal bezeichnen sie menschliche oder
geographische Namen, manchmal werden sie unmittelbar im Text entschlüsselt, in
den übrigen Fällen kann man ihre Bedeutung aus den Kommentaren am Ende des
Buches erkennen; wenn es sich jedoch um die Bezeichnungen von Pflanzen oder
Tieren handelt, so wird es von ihnen ausführlich in den Kapiteln "PFLANZENWELT
DES KONTINENTS MADAJK" und "TIERWELT DES KONTINENTS MADAJK" erzählt.
Zeitrechnung
Die nicht vielen Daten werden hier entsprechend der
örtlichen Zeitrechnung erwähnt. Die Bewohner des Planets HOMANA teilen die
Zeit in grössere Perioden ein, die SCHUMALO genannt werden. Jedes SCHUMALO
dauert 4320 Jahre und ist immer die nächste Epoche im Leben des Planets. Jedes
SCHUMALO hat seine eigene Bezeichnung und wird in 10 CHUMALO je 432 Jahre
unterteilt.
BONTO ist wahrer Kalender des Planets
HOMANA, welcher von allen zivilisierten Völkern des Planets benutzt wird. Der
Kalender sieht folgenderweise aus: Ein Jahr wird in drei Saisons, BULMARI
genannt, eingeteilt. Ihrerseits wird jeder der drei Saisons in zwölf Monate,
ISAMA genannt, unterteilt, jeder Monat hat je zwölf Tage, d.h. ein Jahr
enthält 432 Tage. Eine Periode von 432 Jahren lang heisst HUMALA. Das erste
Jahrzehnt von jedem HUMALA wird WACH-WAPO, d.h. "kleine Periode der
Planetenerneuerung" genannt. Eine Periode von 4320 Jahren lang heisst
SCHUMALO. Das erste Jahrhundert von jedem SCHUMALO wird ACHUARO WOA, d.h.
"grosse Periode der Planetenerneuerung" genannt. Die aufgeklärten
HOMANA-Bewohner empfinden SCHUMALO als etwas Grösseres als einfach eine
Zeitperiode, für sie ist SCHUMALO eine neue Epoche, die von den anderen
absolut unterschiedlich ist. Der Wahre Kalender des Planets HOMANA beschreibt
diese Epochen wie folgt.
SCHUMALO AJE (das erste SCHUMALO) - "die
Zeit zum Fischfang mit Händen" (die Zeit der Harmonie mit den Gesetzen des
Lebens).
SCHUMALO HASCHUA (das zweite SCHUMALO) -
"die Zeit, um grosses Tor für den Wind zu bauen" (Epoche grosser
Veränderungen).
SCHUMALO UCHERA (das dritte SCHUMALO) -
"die Zeit, um die Stöcke senkrecht aufzustellen" oder anders: "die Zeit, um
die Pfähle einzurammen" (d.h. die Zeit ist angebracht, um das Territorium zu
verteilen und zu markieren).
SCHUMALO TGUMA (das vierte SCHUMALO) - "die
Zeit von Wüsten" oder "die Zeit des Hausherdes", "...sollen sich Holz und
Stein zusammen anhäufen, es gibt keinen Sinn, dies zu verhindern. Es ist Zeit,
um zu erkennen, wer doch fremd in unserem Kreis ist..." (das bedeutet die
Zeit, als grössere menschendichte Ballungen in Form von Städten/Staaten oder
einfach Staaten mit grosser Bevölkerungsdichte entstanden sind, während
riesengrosse Räume menschenleer oder so gut wie menschenleer geworden sind.
Zur Zeit erlebt das Planet HOMANA seine fünfte Epoche SCHUMALO GAU. Die
aufgeklärten Zeitgenossen bezeichnen sie als "die Epoche der zweiten Geburt".
Sie haben Gründe zur Überlegung, dass das Planet HOMANA zu Beginn von SCHUMALO
GAU eine neue Bestimmung erworben hat und so wie neu geboren ist. Es kommt
darauf an, dass zwischen SCHUMALO TGUMA und SCHUMALO GAU wurde das Planet
HOMANA gleichzeitig von unglaublich grosser Zahl von den Wesen, die den
Göttern ähnlich sind, besucht. Sie erschienen auf HOMANA, um ein wundervolles
Bild, und zwar den Höhepunkt der magischen Umwandlung des Volkes GELIPPE zu
betrachten. Es ist nicht möglich, dieses Ereignis zu beschreiben, man kann nur
feststellen, dass es so ähnlich wie ein riesengrosses Hologramm über allen
Ozeane des Planets war. Nie in der Geschichte des Universums trafen so viele
Götterheiten an einem Ort zusammen, um so mehr auf einem Planet, das von
Menschen bewohnt ist. Dieses Ereignis änderte kardinal das Schicksal des
Planets HOMANA und der dieses Planet bewohnenden Völker. Die Folgen beginnen
erst zum Schein kommen, und wie alles weiter abläuft, zeigt die Zeit. Im
allgemeinen gilt es, dass die Ereignisse, die für das Schicksal des Planets
HOMANA und seiner Völker ausschlaggebend sind, gerade zwischen zwei SCHUMALO,
also in der Periode ACHURO WOA vorkommen. Auch wichtige Ereignisse, die aber
nicht von solch globaler Bedeutung sind, kommen gewöhnlich zwischen HUMALA, in
der sogenannten Periode WACH-WAPO vor.
Das Haus der
Tragol
Über die Verfasser
Es ist üblich, die historische Entwicklung als einen sich
in gleicher Richtung bewegenden Strahl darzustellen, dessen Anfang ein Punkt
ist, aus dem der Strahl konsequent seine Vorwärtsbewegung in die Unendlichkeit
vollzieht. Sollten wir auf diesem Strahl willkürlich einen Punkt auswählen,
den wir bedingt als "heute" bezeichnen, wird sich herausstellen, dass der
Strahl nur "rechts" von diesem Punkt, in die sogenannte "Zukunft" fortbewegt,
während "links" ein sich nicht ändernder Abschnitt zu sehen ist, der
"Vergangenheit" genannt wird und sich vom Punkt "heute" bis zum Anfangspunkt
des Strahls ausdehnt. Keine Bewegung, keine Änderungen entdecken wir in diesem
Abschnitt, der der Vergangenheit entspricht. Im Laufe der Arbeit an der
Schaffung der Geschichte der das Planet HOMANA bewohnten Menschheit sind wir
zum Schluss gekommen, dass sich die Geschichte in zwei Richtungen entwickeln
kann. In diesem Fall stellen wir uns die Geschichte als eine sich bewegende
Gerade, die keinen Anfang und kein Ende hat, das heisst, dass die
Vorwärtsbewegung zugleich in zwei Richtungen von dem auf dieser Geraden von
uns willkürlich gewählten Punkt, der als "heute" bezeichnet ist, vollzogen
wird. In der Praxis bedeutet dies, dass die Ereignisse des heutigen Tages
nicht nur Folgen nach sich ziehen, indem sie die Ereignisse der Zukunft
vorausbestimmen, sondern auch die Ereignisse der Vergangenheit ändern, wofür
unanfechtbare Beweise unverzüglich erscheinen: neue archäologische Funde, wenn
es sich um weite Vergangenheit handelt; neue Erinnerungen der realen lebenden
Menschen, Nachweise, Aussagen der Zeugen, wenn es nun um die weniger
entfernten Vergangenheit geht. Bildhaft gesagt war der Krieg um Troja eine
lange Zeit nur eine literarische Dichtung, aber Schliemanns unbeugsame
Überzeugung von dessen Realität wandelte diesen Krieg in ein reales Ereignis
um, nachdem Schliemann einen unwiderlegbaren Beweis für die echte Existenz von
Troja, und zwar die Ruinen der Stadt erhielt. (Im gegebenen Fall äussern wir
nicht unsere tatsächliche Meinung dazu, sondern benutzen dieses konkrete
Beispiel, um von Vorteilen der anschaulichen Erläuterung der oben angeführten
und lakonisch schwer darzulegenden Theorie Gebrauch zu machen). Wir möchten
nicht so erscheinen, als ob wir auf "grosse philosophische Entdeckung"
Anspruch erheben oder dass wir "Fahrradserfinder" sind. Diese Idee ist gar
nicht neu. Horche Luis Borches schrieb darüber in vielfach passenderer
lyrisch-allegorischen Form in seiner Erzählung "Der andere Tod". Wir möchten
nur alle möglichen Unübereinstimmungen in der Geschichte von HOMANA im voraus
erklären, die in der Zukunft beim Vergleich der in verschiedener Zeit
geschriebenen Bücher entdeckt werden können. Und sie werden zweifellos
erscheinen, denn wir haben es vor, den oben beschriebenen Grundsatz der
historischen Entwicklung in zwei Richtungen in unserer weiteren Arbeit
anzuwenden. In der Sprache MASANCHA, der Ursprache der Welt HOMANA besteht der
Begriff "BEKENHAMA". Dieser Begriff wird als "aufgehobene Zeit" übersetzt und
dann angewandt, wenn es sich um die Vergangenheit handelt, deren
Glaubwürdigkeit bis zu einem bestimmten Zeitpunkt nicht bezweifelt worden ist,
nach dem sie zu einer Dichtung, einer Mythe geworden ist, weil eine neue
glaubwürdige Vergangenheit an ihre Stelle getreten ist.
Bei der Entscheidung darüber, welcher
Kontinent auf dem Planet HOMANA den breiten dem breiten Leserkreis
vorzustellen sei, sind wir beim Kontinent MADAJK insbesondere deswegen
geblieben, weil hier grade die Menschen SCHAPITUK leben. Die Bekanntschaft mit
diesem Volk - sei sie auch nur oberflächlich - ist ein Schlüssel fürs
Begreifen von den Gesetzen, nach deren Massgabe sich das Leben der die
HOMANA-Welt bewohnenden Völker entwickelt. Da diese Welt aktiv lebt und
ununterbrochen fortschreitet, kann sie nicht mit einem theoretisch erfundenen
Ideal übereinstimmen. So ist es auch mit den Gesetzen der HOMANA-Welt. Die
MARACHA SCHAPITUK sind das einzige Volk des Planets HOMANA, das quasi
"richtig" lebt, d.h. in gutem Einvernehmen mit den Gesetzen der HOMANA-Welt,
wobei das Leben aller übrigen Völker jedenfalls eine Abweichung von dieser
"goldenen Mitte" darstellt.
Besonderheiten des Kontinents
Madajk
Wie jedes von den sechs Grossen
Ländern des Planets HOMANA hat MADAJK die nur diesem Kontinent eigenen
Besonderheiten, die mit den DOMINANZEN zusammenhängen. Auf MADAJK dominieren
Tiere, sind Menschen im Gleichgewicht, aber die Pflanzen sind in
unzureichender Menge vertreten. Im Kapitel "Dominanzen" haben wir in den
Kommentaren die Folgen eines solchen Verhältnisses von lebenden Formen
beschrieben. Was die Dominanz eines der sechs wesentlichen MINERALE betrifft,
so dominiert SCHIPUCH auf MADAJK (auf dieses Mineral fällt die Hälfte
sämtlicher Böden und tiefliegender Vorräte des Kontinents), ein Drittel der
Böden von MADAJK kommt auf SCHANCHAMA, und der Rest besteht zu gleichen Teilen
aus SCHANTA, SCHUSCHCHA, SCHIUFA und SCHUFTA. Die Eigenschaften dieser
MINERALE sind in dem Kommentaren ausführlich beschrieben. Wenn man über die
dominierenden Minerale SCHIPUCH und SCHANCHAMA Auskunft bekommen hat, kann man
die Schlussfolgerung ziehen, dass allen Kulturen von MADAJK warme, beleuchtete
Wohnungen, biegsame, aber nicht sehr feste blanke Waffe, Befähigung zur
Orientierung am Ort und zur Anwendung der dem Planet eigenen Magie für die
Reisen kennzeichnend sind.
Das Heiligtum der
Schapituk
Das Volk SCHAPITUK
SCHAPITUK ist eines von am meisten gebildeten und
aufgeklärten Völkern, die das Planet HOMANA bewohnen. Es ist auf dem Kontinent
MADAJK angesiedelt und besitzt den Teil dieses Kontinents, der vom Meer
HUGAJDA umspült wird (wir würden hier "er besitzt die nördliche Hälfte des
Kontinents" sagen können, aber die HOMANA-Bewohner kennen so einen Begriff wie
"vier Himmelsrichtungen" nicht; Nord, Süd, Ost, West sind für sie
unbegreifbare Abstrakta). Auf MADAJK ist die Pflanzenwelt sehr spärlich
vertreten, der Boden hier ist äusserst unfruchtbar. Wahrscheinlich deswegen
sind die Gärten von den SCHAPITUK-Menschen, die von den Wanderern in der
ganzen Welt so gerühmt werden, ihr Hauptstolz und die hervorragendste
Errungenschaft ihrer Zivilisation. Aber am interessantesten für uns ist die
Tatsache, dass das Volk SCHAPITUK von der Geschichte einfach verrückt ist. Das
ist die Nation der Historiker. Jeder erwachsene Vertreter dieses Volkes ist so
oder so damit beschäftigt, dass er die in der Welt laufenden Ereignisse
entweder erkennt und aufschreibt oder die Geschehnisse der Vergangenheit
erkennt und erklärt (am häufigsten sind diese zwei Leidenschaften auf bizarre
Weise miteinander verbunden). Gerade darum ist ihre Version der Chroniken ABBÄ
von allen bestehenden Versionen nicht nur am glaubwürdigsten, sondern auch am
vollständigsten und sozusagen "am professionellsten".
Gegenseitiges Verhältnis zwischen den
Geschlechtern und die Familienbeziehungen
Für die meisten auf HOMANA lebenden Völker, in welcher
Entwicklungsstufe sie auch stünden, ist die Angehörigkeit dem männlichen oder
dem weiblichen Geschlecht von keiner praktischen Bedeutung. (Ausnahmen sind
gewöhnlich bei den Völkern der Kategorie MUMMEO anzutreffen, denn die Menschen
MUMMEO entsprechen in der Regel den Zielen ihres konkreten Schöpfers, die mit
den Grundgesetzen der HOMANA-Welt in Widerspruch stehen können; ein krasses
Beispiel solcher Ausnahme ist das Volk HO, das von uns im Katalog "HO PEOPLE"
beschrieben ist. Hartes Patriarchalsystem der HO-Menschen entstand infolge der
Beobachtung der deutlich ausgedrückten maskulinischen Eigenschaften ihres
Schöpfers MOTEOKE und dessen Sohnes TUDEUMKI. Jedoch sind solche Ausnahmen
äusserst selten, jedenfalls sind sie auf dem Kontinent MADAJK nicht der Fall).
Bei den meisten Völkern von HOMANA führen die Männer und Frauen die gleichen
Namen, kleiden sich ungefähr gleich an, und ihre soziale Lage hängt
ausschliesslich von ihren persönlichen Eigenschaften und schon gar nicht vom
Geschlecht dieser oder jener Person ab. (So sind z.B. unter den
Militärangehörigen in der Regel häufiger Männer zu treffen, aber dies wird
durch deren offensichtliche körperliche Überwiegenheit erklärt. Genauso sind
die meisten Politiker Frauen, denn es sind ihnen Um- und Vorsicht eigen, was
eigentlich bei der Bestellung zum öffentlichen Dienst vorrangig in Betracht
genommen wird. So geht es bei den Menschen MARACHA vor; was die Menschen
CHURMANGARA anbetrifft, so wird es bei ihnen noch einfacher abgewickelt: wer
stärker und glücklicher ist, der hat auch recht). Wahrscheinlich kann die
Indifferenz der HOMANA-Bewohner gegenüber der Frage über die
Geschlechtsangehörigkeit dadurch erklärt werden, dass die Allianz zwischen
dem Mann und der Frau für diese Menschen nur eine von den mehreren (und dabei
nicht die beliebteste) Weisen zur Fortpflanzung ist. Die Mehrheit zieht es
vor, ein eigenes Kind zu haben, was durch besondere magische Verfahren bei der
Ausnutzung einiger Pflanzen und Tiere, der Erde oder des Wassers erzielt wird.
(Wir wollen den Leser sofort beteuern, dass diese Prozeduren mit der Sodomie
gar nichts zu tun haben, aber die Aneignung der erforderlichen Verfahren ist
allen zugänglich, denn sie sind so wie ein Naturtrieb). Zugleich ist die
"Liebe" - intimes Verhältnis zwischen den Geschlechtern - ist keine
unbedeutende Sache, wennschon auch nicht von erstrangiger Wichtigkeit (und
manchmal sieht hier alles nicht so aus, wie wir es uns vorstellen). Man
betrachtet sie öfters als eines der vielen Vergnügen, zu dem sich die einen
veranlagt und die anderen nicht veranlagt fühlen, deshalb gibt es unter den
Bewohnern von HOMANA nicht wenige Menschen, die das "Mönchsleben" führen, wie
auch wir dieses Wort begreifen. In der Tat aber ziehen diese "Asketen" einfach
die Vergnügen von einer anderen Art vor. Deshalb unterscheiden sich die
Familienbindungen der meisten Bewohner von HOMANA von solchen, an die wir
gewöhnt sind. Die Ehen kommen sehr selten zustande, aber wenn sie doch
geschlossen werden (dabei werden regelmässig keine amtlichen Prozeduren
abgewickelt, weil dafür nur eine gegenseitige Vereinbarung erforderlich ist),
erweisen sie sich in der Regel sehr fest, denn alle Mitglieder einer solchen
Allianz (übrigens können die Ehen mono- oder polygam sein) sind nicht durch
die gemeinsamen Nachkommen, sondern durch allgemeine Interessen verbunden.
Viel wichtiger sind für die HOMANA-Bewohner die gegenseitigen Verhältnisse
zwischen den Eltern und den Kindern, den Onkeln, Tanten und Neffen, Nichten,
zwischen den Brüdern und Schwestern, denn sie werden sich heftig der
Angehörigkeit der einen Familie, dem einen Clan bewusst. (Es sei darauf
hinzuweisen, dass dieses Verhältnis den Beziehungen, die unter den
Familienangehörigen in unserer Gesellschaft bestehen, nicht ähnlich ist, es
ist in grösserem Mass dem Verhältnis ähnlich, das zwischen den Mitgliedern von
religiösen Gesellschaften, geheimen Brüderschaften oder mittelalterlichen
Berufszünften wie auch neuzeitlichen japanischen Körperschaften besteht; wie
dem auch sei, handelt es sich hier um keine gegenseitige Abhängigkeit, sondern
um die sehr heftig empfindende selbstlose gegenseitige Unentbehrlichkeit). Es
ist sehr wichtig, dies immer zu berücksichtigen, weil der Leser sonst denken
kann, dass wir nur über die Männer schreiben, indem wir die Frauen nicht
erwähnen. Die Sache ist die, dass der Begriff des biologischen Unterschieds
zwischen den Geschlechtern in der Sprache MASANCHA vorhanden ist und trotzdem
die Maskulinum- oder Femininumpronomen absolut fehlen. Wenn man also von einem
auf HOMANA lebenden Menschen redet: "Er hat gesagt" oder "Er hat getan",
bedeutet das gar nicht, dass diese Person gerade männliche Genitalien
hat.
Dominanzen
Auf jedem Kontinent des Planets HOMANA besteht ein genaues
quantitatives Verhältnis bei der Zahl von lebenden Wesen (Menschen, Tieren und
Pflanzen). Die Lebewesen, die in der Hierarchie von Dominanzen den ersten
Platz einnehmen, überraschen mit der Vielfältigkeit von Formen, ihre Zahl ist
nicht einfach gross, sie ist sogar etwas übermässig für den gegebenen
Kontinent. Die Lebewesen, die in der Hierarchie von Dominanzen an der zweiten
Stelle stehen, wohnen auf dem gegebenen Kontinent in einer für diesen Ort
idealen Anzahl. Ihnen ist das Streben nach Harmonie eigen und sie passen sich
den Lebensverhältnissen in der Regel bestens an. Zum letzten sind die
Lebewesen, die in der Hierarchie von Dominanzen an der letzten Stelle stehen,
auf dem Kontinent in geringer Zahl vertreten und dabei nicht sehr vielfältig
sind. Zur Anschaulichkeit beschreiben wir nun die Situation auf jedem der
Kontinente. Wir beginnen selbstverständlich mit dem Kontinent MADAJK, welchem
dieses Buch auch gewidmet ist. Auf dem Kontinent MADAJK ist die dominierende
Form des Lebens Tiere, an der zweiten Stelle stehen Menschen und an der
dritten Stelle jeweils Pflanzen. In der Wirklichkeit führt dies dazu, dass die
Tierwelt des Kontinents fabelhaft vielfältig ist, hier kann man allen auf dem
HOMANA-Planet lebenden Tieren begegnen, wobei einige von ihnen nur auf MADAJK
und nirgendwo mehr wohnen. Auf MADAJK ist die Zahl von Völkern begrenzt (im
Vergleich mit den Kontinenten MURBANGONOM und MARKATUNOM), es gibt dort
folglich weniger Kulturen und Zivilisationen, zwischen vielen von ihnen
bestehen mehr oder weniger enge gegenseitige Beziehungen. Und zum letzten
sieht die Pflanzenwelt von MADAJK sehr armselig und eintönig im Vergleich mit
den anderen Kontinenten des Planets aus. Das bedeutet nicht, dass MADAJK an
Wüsten übermässig reich ist, es gibt hier auch Wälder, aber die Bäume in
diesen Wäldern am häufigsten maximal nur zwei Gattungen angehören. Daraus
folgt, dass die Bewohner des Kontinents gezwungen sind, sich doch ein wenig
mit der Landwirtschaft zu beschäftigen, um ihre Fleischration mit pflanzlicher
Kost abzuwechseln; die Pflanzen, insbesondere von den anderen Kontinenten,
werden hier sehr hoch geschätzt, während die Fleischverpflegung alltäglich und
leicht zugänglich ist und darum keinen Wert darstellt. Die Bekleidung der
MADAJK-Bewohner wird in der Regel aus Fell, Pelz und Haar von Tieren
gefertigt, dagegen werden die Stoffe aus pflanzlichen Fasern ungewöhnlich hoch
geschätzt und sind entweder den hochzivilisierten Völkern oder den einzelnen
reichen Bürgern einer mehr oder weniger entwickelten Gesellschaft zugänglich.
Es gibt noch ein Resultat solcher Umstände: die Tiergattungen, die auf den
anderen Kontinenten grasfressend sind, werden auf MADAJK manchmal allfressend
oder gar zu Raubtieren. Auf den anderen Kontinenten des Planets MADAJK sieht
die Hierarchie von Dominanzen wie folgt aus: MURBANGON : Menschen, Tiere, Pflanzen. MARKATUN : Menschen, Pflanzen, Tiere. UGAN : Pflanzen, Menschen, Tiere. OSCHA : Pflanzen, Tiere, Menschen. TIMANGI BADU: Tiere, Pflanzen, Menschen.
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